Nils Boettcher
Physiotherapeut und Experte für VerhaltensänderungAchtsamkeit und ihre Rolle in der Gesundheitsförderung
Achtsamkeit ist mehr als nur ein Trend, der in Wellness-Kreisen populär geworden ist. Sie hat tiefgreifende Wurzeln in der buddhistischen Praxis und wird zunehmend in westliche, säkulare Kontexte übertragen.
Diese Praxis zielt darauf ab, den gegenwärtigen Moment bewusst und ohne Bewertung wahrzunehmen.
Ob in der Meditation, beim Yoga oder einfach im Alltag – Achtsamkeit ermöglicht dir, innezuhalten, dich auf das „Hier und Jetzt“ zu fokussieren und so stressige Situationen mit mehr Klarheit und Ruhe zu bewältigen.
In der Gesundheitsförderung gewinnt Achtsamkeit immer mehr an Bedeutung, weil sie nachweislich zu mehr Wohlbefinden führt.
Menschen, die regelmäßig Achtsamkeit praktizieren, berichten oft, dass sie sich weniger gestresst fühlen und ihre Gedanken klarer ordnen können.
Durch die Schulung deiner Aufmerksamkeit auf den Moment kannst du deine Gedankenmuster bewusst durchbrechen und deinen Alltag proaktiv gestalten.
Der Autopilotmodus: Warum wir oft nicht im Hier und Jetzt sind
Wir alle kennen es: Im Laufe des Tages schweifen unsere Gedanken oft ab, sei es in die Vergangenheit oder in die Zukunft.
Dieser sogenannte „Autopilotmodus“ führt dazu, dass wir den gegenwärtigen Moment nicht wirklich bewusst erleben. Oftmals merken wir gar nicht, wie sehr uns diese automatischen Gedanken belasten und Stress auslösen.
Achtsamkeit hilft dir, diesen Autopilotmodus zu durchbrechen. Indem du bewusst deine Aufmerksamkeit auf das lenkst, was gerade geschieht, kannst du deine innere Balance wiederherstellen.
Dies ist besonders wichtig in stressigen Situationen, in denen du sonst vielleicht gereizt oder überfordert reagierst.
Mit etwas Übung gelingt es dir, bewusste Pausen einzulegen und eine gesündere Reaktion auf Stress zu entwickeln.
Achtsamkeit als Stressbewältigung
Stress ist ein ständiger Begleiter in unserem Alltag – ob beruflich oder privat. Achtsamkeit bietet dir eine wirkungsvolle Methode, um diesem Stress entgegenzutreten.
Indem du lernst, achtsam mit deinen Gedanken und Gefühlen umzugehen, gewinnst du einen inneren Abstand zu stressigen Situationen. Du erkennst deine Stressauslöser früher und kannst gezielt Maßnahmen ergreifen, um ihnen entgegenzuwirken.
Ein zentraler Aspekt der Achtsamkeit ist die sogenannte „radikale Akzeptanz“.
Statt gegen unangenehme Gefühle anzukämpfen, übst du dich darin, diese anzunehmen, ohne dich von ihnen überwältigen zu lassen.
Diese Haltung hilft dir, nicht in negative Gedankenspiralen zu verfallen und Energie auf die Suche nach Lösungen zu lenken.
Achtsamkeit und Selbstmitgefühl: Der Weg zu einer wohlwollenden Haltung
Ein wichtiger Bestandteil der Achtsamkeit ist das Selbstmitgefühl.
Es fällt vielen Menschen schwer, geduldig und wohlwollend mit sich selbst umzugehen – insbesondere, wenn sie mit Rückschlägen oder Fehlern konfrontiert sind.
Doch gerade hier setzt Achtsamkeit an: Durch die Praxis des Selbstmitgefühls lernst du, dich weniger selbst zu verurteilen und stattdessen freundlicher mit dir umzugehen.
Selbstmitgefühl fördert nicht nur dein seelisches Wohlbefinden, sondern stärkt auch deine Resilienz. Du lernst, dich selbst zu akzeptieren und Fehler als Teil des Lernprozesses zu betrachten, statt dich dafür zu kritisieren.
Dieses positive Feedback, das du dir selbst gibst, führt zu einer tieferen Zufriedenheit und unterstützt dich dabei, gesunde Verhaltensweisen zu entwickeln und beizubehalten.
Achtsamkeit im Alltag: Wie du gesunde Gewohnheiten entwickelst
Oft wissen wir genau, was gut für unsere Gesundheit ist – sei es ausreichend Bewegung, eine ausgewogene Ernährung oder regelmäßige Entspannungsphasen.
Doch dieses Wissen in die Tat umzusetzen, ist eine ganz andere Herausforderung. Hier kann Achtsamkeit einen wertvollen Beitrag leisten.
Indem du deine Gedanken und Verhaltensmuster achtsam beobachtest, erkennst du frühzeitig, wenn du in ungesunde Gewohnheiten zurückfällst. Dies kann dir helfen, bewusster Entscheidungen zu treffen und gesündere Verhaltensweisen zu etablieren.
Achtsamkeitstraining unterstützt dich dabei, deine individuellen Bewältigungsstrategien zu stärken und langfristig gesundheitsförderliche Veränderungen in deinem Leben zu verankern.
Die Rolle der Achtsamkeit in der betrieblichen Gesundheitsförderung
Nicht nur im privaten, sondern auch im beruflichen Kontext ist Achtsamkeit von großer Bedeutung.
Immer mehr Unternehmen integrieren Achtsamkeitstraining in ihre betriebliche Gesundheitsförderung. Dies liegt daran, dass Achtsamkeit nachweislich das Wohlbefinden der Mitarbeiter verbessert, Stress reduziert und die Produktivität steigert.
Programme wie die „Mindfulness-Based Stress Reduction“ (MBSR), die von Jon Kabat-Zinn entwickelt wurden, helfen Mitarbeitern dabei, Achtsamkeit in den Arbeitsalltag zu integrieren.
Durch regelmäßige Achtsamkeitsübungen können nicht nur stressbedingte Krankheiten reduziert werden, sondern auch das soziale Miteinander am Arbeitsplatz verbessert sich.
Achtsamkeit fördert hier eine wohlwollende und unterstützende Haltung gegenüber sich selbst und den Kollegen, was zu einem positiveren Betriebsklima beiträgt.
Achtsamkeit und Neuroplastizität: Wie Achtsamkeit dein Gehirn verändert
Regelmäßiges Achtsamkeitstraining wirkt sich nicht nur positiv auf deine mentale Gesundheit aus, sondern verändert nachweislich auch dein Gehirn.
Studien zur Neuroplastizität zeigen, dass sich durch die Praxis von Achtsamkeit neue neuronale Strukturen bilden, die das Bewusstsein für den eigenen Körper, die Emotionsregulation und die Selbstwahrnehmung stärken.
Diese Veränderungen im Gehirn unterstützen dich dabei, achtsamer mit deinen Gedanken und Gefühlen umzugehen.
So kannst du beispielsweise schneller erkennen, wann dich Stress übermannt, und gezielt Gegenmaßnahmen ergreifen.
Der Aufbau neuer neuronaler Verbindungen erfordert jedoch regelmäßiges Training, ähnlich wie beim Muskelaufbau im Sport.
Achtsamkeit als Weg zu mehr Wohlbefinden
Letztlich ist Achtsamkeit ein Schlüssel zu mehr Wohlbefinden.
Indem du achtsamer mit dir und deinen Mitmenschen umgehst, förderst du nicht nur deine eigene Gesundheit, sondern auch positive Beziehungen in deinem Umfeld.
Das regelmäßige Praktizieren von Achtsamkeit hilft dir, auch in stressigen Phasen ruhig und fokussiert zu bleiben und gesunde Routinen in deinen Alltag zu integrieren.
Das PERMA-Modell der positiven Psychologie zeigt, dass Wohlbefinden auf verschiedenen Säulen basiert: Positive Emotionen, Engagement, gesunde Beziehungen, Sinn und das Erleben von Wirksamkeit.
Achtsamkeit unterstützt dich dabei, diese Bereiche zu stärken und dein Leben bewusster und erfüllter zu gestalten.
Fazit: Achtsamkeit als langfristige Gesundheitsstrategie
Achtsamkeit ist keine kurzfristige Lösung, sondern ein Prozess, der dich Schritt für Schritt zu mehr Klarheit, Gelassenheit und Wohlbefinden führt.
Durch regelmäßige Praxis schaffst du es, gesündere Gewohnheiten zu entwickeln, besser mit Stress umzugehen und eine wohlwollende Haltung dir selbst gegenüber zu kultivieren.
Ob im privaten oder beruflichen Bereich – Achtsamkeit hilft dir, resilienter zu werden und dein Leben aktiv zu gestalten.
Wenn du Achtsamkeit zu einem festen Bestandteil deines Lebens machst, wirst du merken, dass du bewusster Entscheidungen triffst, besser mit Herausforderungen umgehen kannst und dein allgemeines Wohlbefinden gesteigert wird.
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Relevante Quelle:
Miksch, A. (2024). Achtsamkeit und Gesundheitsförderung. In: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) (Hrsg.). Leitbegriffe der Gesundheitsförderung und Prävention. Glossar zu Konzepten, Strategien und Methoden (DOI: 10.17623/BZGA:Q4-i165-1.0).