Saskia Hagen
Physiotherapeutin und SportklettertrainerinTherapeutisches Outdoor Training als “Lifestyle” Coaching
Hinter mir fällt die Haustüre ins Schloss als ich beim Aufsteigen auf mein Fahrrad den ersten Regentropfen auf meiner dünnen Windstopper-Laufjacke spüre.
Außensein bei Wind und Wetter macht meiner heutigen Patientin und mir nichts aus. Über die Wintermonate haben wir gemeinsam an einer sehr regelmäßigen wöchentlichen Trainingseinheit festgehalten. In der Vergangenheit ist keine der Einheiten mit ihr wetterbedingt Mal entfallen.
Auf dem Wanderparkplatz im Wald angekommen fällt mir heute das extreme Grün der Natur und die unglaublich hohe Luftfeuchtigkeit auf. Kurzzeitig fühle ich mich in einen Urlaub im lateinamerikanischen Regenwald zurückversetzt.
Als meine Patientin mich bereits joggend einholt, starten wir in gemütlichem Tempo unsere heutige Laufrunde.
Dass es jetzt gleichmäßig und kontinuierlich zu regnen scheint stört uns nicht, schließlich ist es Mitte Mai und mittlerweile verhältnismäßig warm.
Meine Patientin erzählt von ihrem letzten Wochenende und den neuen Urlaubsplänen für Pfingsten. Langsam steigere ich fast unmerklich unser Tempo, sodass wir die erste Bergetappe unserer Laufrunde kurze Zeit später schon gemeistert haben.
Wir besprechen außerdem den Trainingsplan, den ich für sie erstellt habe. Ziel meiner Patientin ist der selbstständige, langfristige und konsequente Einbau dieser Laufeinheiten in ihren Alltag.
Wie therapeutisches Outdoor Training helfen kann
Heute geht es meiner Patientin sehr gut.
Doch als ich sie im vergangenen Herbst kennenlernte, stellte sie sich mit einem frisch diagnostizierten Burn Out Syndrom und einer leichten Depression bei mir vor. Die 46-jährige Mama hat einen fast erwachsenen Sohn und arbeitete zu diesem Zeitpunkt Vollzeit in einer Teamleiterstelle einer großen Firma.
In unserem Erstgespräch wünschte sie sich, läuferisch wieder so fit zu werden, wie sie es schon einmal vor der Geburt ihres Sohns war.
Außerdem suchte sie nach einer Möglichkeit, bewusster von dem Stress in ihrem beruflichen Alltag Abstand nehmen und regelmäßig mehr Zeit für sich selbst in ihr Leben einbauen zu können.
In unseren ersten Einheiten zeigte sich immer wieder ihre labile emotionale Stimmungslage und auch die Motivation für unsere Einheiten musste erst durch das Erleben der positiven Effekte des Trainings auf den eigenen Körper gefestigt werden.
Auch die Kälte-bedingten Herausforderungen haben ihre Situation, sowie die vieler anderer Patienten mit ähnlichen Erkrankungsbildern, sicherlich nicht erleichtert.
Nach den ersten zwei Monaten war jedoch bereits ein großer Schritt getan. Ihre Motivation für die Trainingseinheiten war kein Thema mehr, als meine Patientin ihre Begeisterung für das Laufen wieder entdeckte.
Von der Bewegung zur gesunden Lebensführung
Der weitere Verlauf unserer Laufrunde führt uns durch ein kleines Tal zwischen zwei Waldstücken, ohne Straße und Verkehr. Wir überqueren die schmale Brücke über den Bach und beginnen die zweite Bergetappe unserer Runde. Sie führt zu dieser Jahreszeit über saftig grüne Wiesen wieder zurück in den Wald.
Auf der Höhe angekommen bietet sich uns ein weiter Blick ins verregnete Umland.
Ich nutze die Situation, um hier unsere weiteren Übungen in die Trainingseinheit einzubauen. Ergänzend zu dem Lauftraining der Outdoor Trainingseinheit machen wir gemeinsam funktionelle Übungen die den gesamten Körper trainieren und gleichzeitig als Ausgleich zum Laufen dienen.
Über die letzten Einheiten hat meine Patientin so eine große Auswahl an Übungen kennengelernt, die sie in einer zusätzlichen Trainingseinheit zu Hause selbstständig einbaut und durchführt.
Von der Anhöhe geht unsere Runde wieder in Richtung Wanderparkplatz. Wir lassen die Wiesen hinter uns und biegen auf den leicht abfallenden Weg in den Wald ein.
Wir sprechen über das richtige Atmen beim Laufen und ihre neuen Laufschuhe.
Kurz vor dem Parkplatz nutze ich eine freie Grünfläche, um unsere heutige Outdoor Trainingseinheit mit Dehnübungen für die trainierte Muskulatur abzurunden.
Angenehm ausgepowert und mit genügend Ausgeglichenheit für den bevorstehenden Tag im Gepäck erreichen wir den Parkplatz.
Ich verabschiede meine Patientin und mir wird mal wieder bewusst, wie anders ein Start in den Tag aussehen kann, wenn wir uns die Zeit für Bewegung draußen in der Natur nehmen – egal wie das Wetter ist oder wann der erste Termin im Kalender steht.
Ob therapeutisches Outdoor Training oder eine Coaching Einheit zum Thema Kletter- oder Lauftraining – oft ergeben sich in den Einheiten wie von selbst Situationen, die Achtsamkeit thematisieren und die gewohnte Lebensführung in Zusammenhang mit der eigenen Gesundheit stellen.
Auf meiner Seite gibt es hier noch mehr Informationen rund um die Themen Funktionelles Outdoor Training, Nordic Walking sowie Lauftraining.