Motivational Interviewing zur Steigerung der intrinsischen Motivation

Motivational Interviewing zur Steigerung der intrinsischen Motivation

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Als Fachkraft der Heilberufe wollen wir unsere Patienten bestmöglich in ihrer Gesunderhaltung unterstützen. Wie genau kann uns das Werkzeug Motivational Interviewing dabei unterstützen, eine intrinsische Motivation zur positiven Veränderung ihrer Verhaltensweisen herbeizuführen?

Der Physiotherapeut und Coach Nils Boettcher erklärt dir hier, wie Motivational Interviewing funktioniert und wie du die fünf zentralen Gesprächstechniken richtig einsetzt. Mehr Informationen zum Thema bekommst du zudem in seinem verlinkten kostenlosen eBook.
Profilbild Nils Boettcher

Nils Boettcher

Physiotherapeut und Experte für Verhaltensänderung

Erfolgreiche Therapie beginnt im Gespräch: Warum du Motivational Interviewing (als Physiotherapeut:in) ausprobieren solltest!

Wir alle kennen sie doch:

Diese Patienten, die sich nur schwer dazu durchringen, die Übungen konsequent durchzuführen, die wir ihnen mitgeben.

Wir erklären, versuchen zu überzeugen und ihnen klarzumachen, WARUM es so wichtig ist, dass sie es machen.

Kennst du sicher auch, oder?

Die lieben “Ja, aber…”-Patienten.

Du redest dir gefühlt den Mund fusselig, bringst alle wichtigen Punkte an und trotzdem kriegst du nur Gegenargumente zu hören.

Du fragst dich immer öfter, für was du mit diesen Patienten überhaupt arbeitest, wenn sie deine wertvollen Tipps nicht umsetzen!
Immerhin trägt die fehlende Motivation doch wesentlich dazu, dass sich die Genesung verzögert.

Wieso verstehen sie das nicht? Wie deutlich soll ich es denn noch sagen?, denkst du dir.

  • Du hast langsam echt keine Lust mehr darauf, jeden Abend total frustriert und erschöpft nach Hause zu gehen.
  • Du hast das Gefühl, dass du mit solchen Patienten deine Zeit vergeudest.
  • Du kommst dir in solchen Gesprächen immer wieder hilflos vor, weil du nicht weißt, wie du es dem Patienten anders klar machen sollst.

Als Physiotherapeut weiß ich, dass der Weg zur Genesung meist mit Höhen und Tiefen einhergeht

Allerdings wirst du mir zustimmen, wenn ich sage, was ein Schlüsselaspekt für den Erfolg einer Behandlung ist:

Dass der Patient motiviert ist und die vorgeschlagenen Übungen eigenverantwortlich durchführt.

Eigenverantwortlich. Da haben wir das “böse” Wort doch schon.

Der Patient muss eigenverantwortlich im Nachgang tätig werden. Das fällt vielen Patienten schwer.

Es gibt genau dafür eine bewährte Technik, die du bei Gesprächen mit genau solchen Patienten nutzen kannst – ohne dass du sie überreden musst!

Bist du bereit, mehr darüber zu erfahren? Wie du die Motivation deiner Patienten fördern kannst und du am Ende des Tages zufrieden heimgehst?

Dann stelle ich dir hier die Methode vor:

Motivational Interviewing

Kurz MI oder zu Deutsch Motivierende Gesprächsführung genannt.

Dieses Konzept hat sich als wegweisend erwiesen, um Menschen zu helfen, ihre Verhaltensweisen zu ändern und ihre Gesundheitsziele zu erreichen.

Hierbei geht es um eine personenzentrierte Gesprächstechnik, die ursprünglich in der Suchttherapie entwickelt wurde, und ein wenig abgewandelt hervorragend für dein Setting geeignet ist.

Das Ziel dieser Gesprächsmethode ist es, die intrinsische Motivation des Patienten zu wecken und ihn dadurch zur Veränderung seines Verhaltens zu ermutigen.

Das Bild zeigt den Handschlag zweier Menschen als Sinnbild für eine erfolgreich verabredete Zusammenarbeit zwischen Therapeut:in und Patient:in nach dem Einsatz von Motivational Interviewing als Technik zur Steigerung der intrinsischen Motivation.

Warum funktioniert das so gut?

Der Kerngedanke ist, dass Patienten faktisch eher dazu bereit sind, Verhaltensänderungen vorzunehmen, wenn sie die Gründe dafür selbst erkennen, verstehen und akzeptieren.

Statt den Patienten also einfach zu sagen: „Tue dies. Tue jenes.“, nutzt MI eine andere Herangehensweise, um ihren wahren inneren Antrieb zu wecken.

Im Folgenden erfährst du mehr über das Konzept mit der Grundhaltung und lernst fünf wichtige Gesprächstechniken kennen.

Diese kannst du bei deinen nächsten Gesprächen mit „Ja, aber…“-Patienten direkt ausprobieren.

Die Grundhaltung macht den Unterschied

Die Grundhaltung im MI ist die Basis, auf der alles Weitere seine Wirkung entfalten kann. Sie besteht aus vier Komponenten:

  • Partnerschaftlichkeit, das bedeutet u. a., dass du in bestimmten Phasen der Behandlung deine Rolle bewusst wechselst. Vom Experten, der alles weiß und eine Lösung hat, zu einem Coach, der den Ball der Verantwortung zurück zum Patienten spielt und ihm auf Augenhöhe begegnet.
  • Mitgefühl – statt Mitleid – für die aktuelle Situation deines Gegenübers zu haben.
  • Akzeptanz, u. a. für die bestehende ambivalente Haltung deines Patienten. Sein Hin-und-Her-Gerissen-Sein, ob er die Übungen ausführen soll oder doch zu viel dagegenspricht.
  • Und das Hervorrufen von Motivation. Das geschieht nicht, indem du argumentierst und überzeugst, sondern die – wenn auch winzige – Eigenmotivation des Gegenübers weckst.

Warum ist das so wichtig?

Wie bereits angeführt, basiert MI auf der Annahme, dass die intrinsische Motivation eine wesentliche Voraussetzung für die nachhaltige Veränderung beim Patienten ist.

Deshalb ist es so wichtig, dass die Therapeutin eine Atmosphäre des Vertrauens und der Zusammenarbeit schafft, in der der Patient sich wahrgenommen und respektiert fühlt.

Das führt dann dazu, dass eine offene Kommunikation auf Augenhöhe gewährleistet ist.

Und das wiederum ist entscheidend dafür, den Patienten zu einer eigenständigen Erkundung und Lösungsfindung zu ermutigen.

Wenn du jetzt denkst: Ja ok, aber das mache ich schon so – dann ist das sehr gut!

Das heißt, dass es dir wichtig ist, dass dein Patient sich bei dir wohl fühlt und Vertrauen hat. Das ist die entscheidende, wichtige Basis.

Im Folgenden lernst du jetzt die fünf Gesprächstechniken kennen.

Die Big 5 der Gesprächstechniken

Aufbauend auf der Basis der Grundhaltung gibt es fünf entscheidende Gesprächstechniken im Motivational Interviewing:

  1. Offene Fragen
  2. Reflektierendes Zuhören
  3. Würdigung und Wertschätzung
  4. Zusammenfassen
  5. Informieren / Edukation

1. Offene Fragen stellen

Indem du spezielle Fragen stellst, ermöglichst du deinem Patienten, dass er seine Gedanken und Gefühle ausführlich äußert.

Durch spezielle Coaching-Fragen öffnest du außerdem den Raum für Reflexion. Das unterstützt den Patienten und dich dabei, die innere Beweggründe zu erkennen und besser zu verstehen

Du kannst durch den Einsatz von diesen Fragen auch die Aufmerksamkeit und den Suchprozess des Patienten lenken.

Schaut er mehr auf Defizite und Gegenargumente oder denkt er verstärkt über Ressourcen und Vorteile nach (wenn er z.B. seine Übungen regelmäßig zu Hause umsetzt)?

2. Reflektierendes Zuhören

Aktives Zuhören und empathisches Verstehen sind Eckpfeiler des Motivational Interviewing.

Indem du dich in die Lage des Patienten versetzt und seine Perspektive verstehst, zeigst du Empathie und Wertschätzung. Das schafft eine tiefere Ebene eurer Kommunikation.

Darüber hinaus ermöglicht dir das reflektierende Zuhören, dass du das Gesagte spiegeln, bzw. verstärken kannst.

Der Patient wird so mit seinen eigenen Aussagen konfrontiert, die er erst dann weiter zu erkunden kann.

Das geht ganz ohne, dass du Ratschläge erteilen und Überzeugungsarbeit leisten musst.

Empathie zu zeigen und zu verstehen, bedeutet übrigens nicht, dass du automatisch mit allen Aussagen einverstanden bist, sondern dass du die Gefühle und Gedanken des Patienten anerkennst und respektierst.

3. Würdigung und Wertschätzung aussprechen

Positive und stärkende Aussagen über die Fähigkeiten und Ressourcen deines Patienten sorgen dafür, sein Selbstvertrauen zu stärken.

Mit diesen Aussagen, sogenannten Affirmationen, hilfst du ihm dabei, seine intrinsische Motivation zu fördern. Sie wirken nochmal anders als ein einfaches Lob (wie z.B. ein „Das haben Sie gut gemacht!“).

Eine wertschätzende Formulierung könnte zum Beispiel lauten: “Sie haben sich mehrere kreative Erinnerungen zu Hause eingerichtet, um an ihre Übungen zu denken. Sie sind ein sehr einfallsreicher Mensch.”

Indem du die Stärken und Bemühungen deines Patienten anerkennst, unterstützt du seine Selbstwirksamkeit.

4. Zusammenfassungen einbauen

Indem du das Gesagte bewusst zusammenfasst, bringst du Struktur in das Gespräch und zeigst dem Patienten, dass du ihm tatsächlich zuhörst und ihn verstehst.

Zusammenfassungen helfen außerdem, den Fokus auf wichtige Punkte zu legen und ermöglichen es dem Patienten, seine eigenen Gedanken zu reflektieren.

Du kannst beispielsweise sagen: “Darf ich einmal zusammenfassen, was ich bisher gehört habe?”

5. Informieren und Wissen vermitteln

Motivational Interviewing verfolgt prinzipiell einen personenzentrierten Ansatz.

Natürlich ist auch wichtig, dass du, an bestimmten Stellen der Therapie/Behandlung, relevante Informationen vermittelst.

Der Informationsaustausch sollte jedoch auf einer unterstützenden Art und Weise erfolgen, indem du dich auf die Bedürfnisse und Wünsche des Patienten konzentrierst und ihn in Entscheidungen miteinbeziehst.

Stoße auch eine Reflexion bei deinem Gegenüber an, in welcher Weise diese Informationen etwas an seiner Einstellung, z. B. bezüglich seiner Eigenübungen, geändert haben.

Es ist wichtig, dass du eine Balance zwischen Informationen und Autonomie findest, um den Patienten zu ermächtigen.

Für die Unterscheidung hilft uns ein Rollenbewusstsein:

  • Bist du gerade als Experte für den therapeutischen Input gefragt, macht eine Edukation oder das Informieren über Möglichkeiten Sinn.
  • Bei Themen, bei denen der Patient als Experte für sein Leben steht, sollte er auch den Hut aufbehalten dürfen.
    Das sind z.B. seine Werte, Bedürfnisse, Gründe für eine Veränderung oder die zeitliche Organisation in seinem Tages-/Wochenablauf oder das Tempo des Veränderungsprozesses etc.

Fazit zum Motivational Interviewing

Motivational Interviewing stellt ein wertvolles Werkzeug dar, mit dem du die Motivation deiner Patienten hervorlockst und stärkst.

Und zwar von innen heraus.

Durch die Anwendung der oben genannten fünf Gesprächstechniken und der Grundhaltung, kannst du die nötige Atmosphäre schaffen, die der Patient braucht. Die er braucht, wenn er seine eigene intrinsische Motivation entdecken und seine Verhaltensweisen positiv verändern soll.

Und wie du weißt:

Letztendlich sind motivierte Patienten der Schlüssel zu erfolgreichen Therapieergebnissen.

So hast du – als Fachkraft in der Physio- und Bewegungstherapie – die Möglichkeit, deine Patienten zu befähigen und sie auf ihrem Weg zu einer besseren Gesundheit zu unterstützen.

Dieses Vorgehen ist eine wertvolle Ergänzung zu unseren therapeutischen Werkzeugen und kann dazu beitragen, langfristige Veränderungen zu fördern.

So fällt es uns leichter, unsere Patienten dabei zu unterstützen, ihre Ziele zu erreichen und ein gesünderes Leben zu führen.

Bist du jetzt neugierig geworden?

Wenn dich das Thema interessiert und du jetzt gerne mehr darüber erfahren willst, dann hol dir hier das kostenfreie eBook „Leitfaden Motivational Interviewing in der Physio- und Bewegungstherapie“.

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> Du bist weniger frustriert durch “Ja, aber ….”-Patienten, weil du mit ihnen umgehen kannst

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Literatur zum Thema Motivational Interviewing

W.R. Miller, S. Rollnick: Motivational Interviewing: Helping People Change and Grow. 4. edition (2023), Guilford Press. ISBN: 9781462552795

W.R. Miller, S. Rollnick: Motivierende Gesprächsführung: Motivational Interviewing. 3. Auflage (2015), Freiburg: Lambertus. ISBN: 9783784127507

S. Rollnick, W.R. Miller, C.C. Butler: Motivierende Gesprächsführung in den Heilberufen. (2012), Probst Verlag: Lichtenau/Westf. ISBN: 3981338979

Profilbild Nils Boettcher

Nils Boettcher

Physiotherapeut und Experte für Verhaltensänderung

Hi, ich bin Nils, Physiotherapeut seit 1999 und Experte für Verhaltensänderung.

Bereits in meinen ersten Berufsjahren habe ich erkannt, dass Klienten und Patientinnen trotz Tipps und Aufklärung nicht immer umsetzen, was der Gesundheitsexperte empfiehlt.

Damit dieses Umsetzen von Übungen im Alltag nachhaltig klappt, muss der Mensch Eigenverantwortung übernehmen und am besten auch intrinsisch motiviert sein. Aber, ist es möglich, diese Einflussfaktoren wirksam zu steigern?

Die Antwort lautet eindeutig JA! Es gibt Strategien und Methoden. Und seit über 15 Jahren gebe ich meine Erfahrung und das praktisches Wissen zum Thema Verhaltensänderung in Seminaren und Workshops weiter, von denen bisher über 3.500 Teilnehmer:innen profitiert haben.

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