Christian Hoffmann
Recht und DatenschutzVom Homeoffice zur Transalp oder Die Suche nach der passenden Radhose
Wow – seit nunmehr zwei Jahren sitze ich in meinem – zugegebenermaßen komfortabel eingerichteten – Homeoffice.
Und das mir, der Bewegung und live Interaktion mit den Kolleg:innen liebt. Früher war ich es gewohnt auf einem großen Campus zu arbeiten – Bewegung war Teil meines Alltags, sei es mit dem Fahrrad ins Büro fahren, oder auf dem Campus doch recht weite Wege zu Meetings oder zur Kantine zu Fuß zurückzulegen.
Nun hatte ich alles quasi in Reichweite um mich herum zur Verfügung. Mein Bewegungslevel war quasi auf Null heruntergefahren… Meine Smartwatch schlug permanent Alarm und motivierte mich zum Aufstehen.
Was tun?
Ziele sind immer gut, dachte ich. Ziele bringen einen durch den kalten Winter, lassen missgelaunte Chefs besser ertragen und schenken uns bei (Ziel-) Erreichung ein Erfolgsgefühl.
Also musste ein neues Ziel her!
Als leidenschaftlicher Mountainbiker war das Ziel schnell ausgemacht: Warum nicht mit dem Mountainbike (MTB) über die Alpen radeln -> Transalp.
Im Zeitalter von Komoot und GPS gibt es natürlich zig Möglichkeiten, dieses Ziel in die Tat umzusetzen.
Aufgrund meines fortgeschrittenen Alters und um auch den Genussfaktor nicht ganz aus den Augen zu verlieren, entschloss ich mich für die Luxusvariante der Transalp, d.h. mit Guide, Gepäckweitertransport durch den Veranstalter und Übernachtung in gediegenen Hotels, am besten mit entsprechenden Wellnessbereich.
Hier eine Auswahl passender Veranstalter:
ALPS Biketours, der Spezialist für exklusive Mountainbike (MTB) und Trekkingbike Touren
TrailXperience, Mountainbike Schule und Reiseveranstalter für exklusive Singletrail Reisen
Trailrock, Mountainbiken im Pfälzer Wald und in ausgesuchten Bikerevieren
JOKO Bikereisen, Mountainbike-Reisen / Alpencross, MTB-Touren zum Gardasee/Comersee
beitune – Bikereisen, Fahrtechnik, MTB-Touren
Die Transalp-Streckenauswahl
Man kann mit dem Trekkingrad an der Donau entlangfahren, oder man kann mit dem MTB auf 2.500 m Höhe den Montblanc umrunden und dabei 12.000 Höhenmeter erstrampeln – ohne Motor versteht sich…😊
Aber natürlich gibt es inzwischen auch Mixed oder reine E-Bike Touren.
Wer die Wahl hat, hat die Qual.
Am Ende haben wir uns für eine recht anspruchsvolle Tour von Landeck über Nauders, die Brenta Dolomiten bis nach Riva entschieden: Knapp 400 km und 10.000 Höhenmeter in 6 Tagen.
Auch wenn die Transalp nur sieben Tage dauert, so nimmt sie doch einen wesentlich größeren (Zeit-) Raum ein. Und das ist auch gut so.
Remember: Jeden Tag seit zwei Jahren im Homeoffice…
Das Unternehmen Transalp gliedert sich in vier Phasen
- Auswahl
- Training
- Die eigentliche Tour
- Freude und Stolz über das Erreichte genießen und die positiven Gedanken mit in den Alltag nehmen
Die Vorbereitung
In der Vorbereitung macht man sich naturgemäß viele Gedanken: Art und Umfang des Trainings, Art und Umfang der Ausrüstung (z.B. hat man die passende Rad(unter)hose dabei), schafft man es überhaupt, wird das Wetter passen, wie sind die Mitfahrer drauf, ist man immer als letzter am Gipfel, etc.
Aber am Ende muss man sich einfach aufs Rad setzen und mit dem Training anfangen. Das führt unweigerlich dazu, dass man das ein oder andere Mal früher vom Schreibtisch aufsteht und nicht noch dringende Emails schreibt, die man sicher auch noch am nächsten Tag abarbeiten kann.
Man lernt, sich zu disziplinieren und sich den Tag entsprechend einzuteilen, wenn man weiß, dass am Abend noch eine längere Trainingsfahrt auf dem Plan steht.
In jedem Fall einer von vielen positiven Nebeneffekten!
Hat man die Vorbereitung überstanden und das Vertrauen in seine Leistungsfähigkeit dadurch gestärkt, kann es auch schon losgehen.
Der Anfang
Sobald man am Startort angekommen ist, beginnt eine intensive und unglaublich energetische Woche.
Ich habe noch nie einen Urlaub erlebt, in dem ich so radikal meinen Geist und Körper auf nur eine Sache reduzieren, bzw. fokussieren kann.
Es geht um Fahrradfahren in unglaublich beeindruckender Natur.
Oder wie mein Mitfahrer aus dem Ruhrpott es etwas prägnanter formulierte:
“Das mußte einfach wechtreten!”
Okay – und das ist ein absolut wichtiger Aspekt bei der Transalp – zwischendurch lernt man gleichgesinnte Menschen kennen, die aus völlig unterschiedlichen Lebenswelten kommen.
Dieser Austausch ist sehr inspirierend und bereichert den eigenen Alltag.
Ohne Transalp hätte ich diese Menschen nie kennengelernt und wenn auf ganz andere Art und Weise. Denn das gemeinsame Ziel vereint und motiviert zugleich. Es gibt keine Berührungsängste oder gar Vorurteile. Alle wollen das Gleiche und man unterstützt sich dabei.
Teambuilding auf 2.000 Meter Seehöhe wenn man so will. Den Arbeitgeber wird’s in jedem Fall freuen, wenn der Mitarbeiter mit ein paar neuen Social Skills zurückkehrt.
Der Genuss
Die Woche vergeht wie im Flug: Frust, Angst, Hochgefühl und Müdigkeit wechseln sich ständig ab. Die Gruppe spornt einen an und fängt einen auch auf.
Ein guter Guide bekommt recht schnell ein Gespür für die Fähigkeiten der Teilnehmer (bergauf und bergab) und kann so während der Tour Anpassungen vornehmen oder auf einzelne Wünsche eingehen.
Eine Transalp ist keine Diät. Und das ist auch gut so, denn auf den Alpenhütten kann ich endlich ohne schlechtes Gewissen zuschlagen und so wechseln sich bei meinen Bestellungen die unterschiedlichen Knödelarten, Hüttennudeln oder auch mal eine Polenta (Vorsicht – seeehr reichhaltig!) ab.
Und abends gibt es dann ein sehr leckeres Menü im schon zuvor erwähnten gediegenen Hotel, bevor man sich zur verdienten und (bei mir auch) notwendigen Ruhe bettet.
Klar, es kann einiges schiefgehen auf so einer Tour, aber am Ende hat noch immer alles joot jegange.
Hat man bei der Vorbereitung und Pflege des Materials entsprechende Sorgfalt walten lassen so kann man das Risiko von Defekten und Bruch schon sehr gut reduzieren. Vom Veranstalter erhält man auch viele nützliche Tipps diesbezüglich im Vorfeld.
Mein Fazit zur Transalp als Radikalwechsel vom Homeoffice
Man lernt aber auch, sich nicht von Wehwehchen und Kleinigkeiten unterkriegen zu lassen und sich auch mal durch den Schmerz durchzukämpfen. Aufgeben ist keine Option!
Irgendwas ist immer und das Wetter kann man auch nicht beeinflussen. Das sollte man sich auf den Lenker schreiben, damit man es nicht vergißt.
Nie war der Sprung in den angenehm kühlen Gardasee intensiver als am letzten Tag der Tour in dem Bewusstsein es geschafft zu haben.
Diesen persönlichen Triumph kann man dann noch mit einem Gläschen Sekt (ein weiterer Vorteil wenn man die Transalp über einen Veranstalter bucht) mit den anderen teilen und sich gegenseitig auf die Schultern klopfen.
Mein Fazit: Ob Homeoffice oder nicht, ich werde es auf jeden Fall wieder tun!