
Mathias Etteldorf
Physiotherapeut und Schmerzspezialist (MSc)Altersbedingte Schmerzen – was ist wirklich normal?
Viele ältere Menschen klagen über Rückenschmerzen, Gelenkbeschwerden oder allgemeine körperliche Einschränkungen. Schnell wird das Alter selbst zum „Schuldigen“ erklärt.
Mit zunehmendem Alter verändern sich tatsächlich viele Strukturen im Körper: Knorpel werden dünner, Bandscheiben weniger elastisch, Muskeln bauen sich schneller ab.
Das bedeutet jedoch nicht automatisch, dass Schmerzen entstehen müssen. Studien zeigen, dass es viele Menschen gibt, deren Gelenke oder Wirbelsäule altersbedingte Veränderungen zeigen – und die dennoch keine Beschwerden haben.
Was also als „normal“ empfunden wird, ist oft nur ein statistisches Phänomen – nicht jedoch eine zwingende Realität für jeden Einzelnen.
Mythen und Irrtümer: Warum Schmerz kein Schicksal ist
Der wohl häufigste Irrtum lautet: „Da kann man nichts machen – das ist eben das Alter.“
Diese Haltung ist gefährlich, weil sie Menschen entmutigt, ihre Gesundheit aktiv mitzugestalten. Dieser Satz wird leider viel zu häufig ausgesprochen von Angehörigen der Gesundheitsberufe und kann zu Hoffnungslosigkeit bei den Betroffenen führen.
Auch der Glaube, dass nur Medikamente oder Operationen helfen können, hält sich hartnäckig. Man glaubt, dass Gelenke und Wirbelsäule so stark verschlissen sind, dass nur noch eine OP helfen kann.
Dabei zeigen sowohl wissenschaftliche Erkenntnisse als auch langjährige Praxiserfahrungen, dass Lebensstilfaktoren wie Bewegung, Ernährung und Stressbewältigung eine entscheidende Rolle spielen – auch und gerade im höheren Alter.
Ein weiterer Mythos: Arthrose = Schmerzen
Dabei ist längst bekannt, dass viele Menschen mit deutlich sichtbaren arthrotischen Veränderungen auf dem Röntgenbild völlig schmerzfrei sind. Umgekehrt können starke Schmerzen auch ohne gravierende strukturelle Veränderungen auftreten. Häufig spielen entzündliche Prozesse eine Rolle für die Schmerzentstehung. Das Knie ist z.B. geschwollen, gerötet und erwärmt. Dann ist davon auszugehen, dass neben der Arthrose eine Reizung des Gelenks vorliegt.
Wird diese Reizung behandelt z.B. durch Physiotherapie und nimmt die Reizung wieder ab, sind in der Regel die Schmerzen wieder weg. Die Arthrose ist zwar noch da, aber die Reizung hat nachgelassen und diese ist ausschlaggebend für die Schmerzen und Einschränkungen und nicht alleine die Arthrose.
Zusammenfassend kann man sagen, dass Alter und altersbedingte Veränderungen im Körper nicht zwingend in Schmerzen enden müssen. Es gibt viele Einflussmöglichkeiten auf Schmerzen unabhängig vom Lebensalter.
Wie Schmerzen entstehen – ein kurzer Blick hinter die Kulissen
Schmerz ist ein Schutzmechanismus. Er warnt uns vor drohenden Gewebeschäden und hilft, verletzte Körperteile zu schonen.
Mit zunehmendem Alter wird die Schmerzverarbeitung in unserem Körper komplexer. Das körpereigene schmerzhemmende System, welches wichtig ist, um die Schmerzentstehung zu hemmen, wenn z.B. eine Verletzung ausgeheilt ist, ist mit zunehmendem Alter weniger effektiv. Dies kann die Entstehung chronischer Schmerzen begünstigen, da Schmerzen weiter bestehen können auch wenn das Gewebe nach einer Verletzung schon geheilt ist.
Chronische Schmerzen haben oft keinen eindeutigen Auslöser mehr. Viele Faktoren wie z.B. Stress, Angst und Bewegungsmangel begünstigen die Entstehung chronischer Schmerzen. Der Schmerz „verselbstständigt“ sich – das schmerzverarbeitende System wird empfindlicher, reagiert schneller und stärker auf Reize. Auch leichte Berührungen oder geringe mechanische Belastungen können schon zu Schmerzen führen.
Altersbedingte Veränderungen wie Arthrose, Bandscheibenveränderungen oder Muskelabbau sind dabei nur ein Puzzleteil. Ob man Schmerzen hat, entscheidet unser Gehirn und entscheidend dafür, ob unser Gehirn uns Schmerzen wahrnehmen lässt, ist die Art wie es die Informationen interpretiert. Faktoren wie Stress, Schlafmangel oder frühere Schmerzerfahrungen beeinflussen diese Interpretation maßgeblich.
Die gute Nachricht: Genau hier setzen moderne Therapiekonzepte wie „Schmerz Pro“ an – sie helfen das überempfindliche schmerzverarbeitende System zu beruhigen und Faktoren wie Stress, Schlafmangel und Bewegungsmangel werden gezielt behandelt und verbessert.
Was wirklich hilft: Einflussfaktoren, die Sie kontrollieren können
Bewegung als Schmerzregulator
Regelmäßige Bewegung ist kein Luxus, sondern eine zentrale Säule der Schmerzregulation. Dabei geht es nicht um Leistungssport, sondern um gezielte, sanfte Bewegung: Spaziergänge, leichtes Krafttraining, Yoga oder therapeutische Übungen.
Weniger ist mehr! Selbst 10 Minuten Training jeden Tag können schon einen positiven Einfluss auf Schmerzen haben. Wichtig ist es anzufangen sich wieder mehr zu bewegen.
Nach und nach merken Sie, dass Sie sich wieder länger bewegen können, es Ihnen weniger schwer fällt sich zu bewegen und Sie Freude bei der Bewegung entwickeln. Möglicherweise können Sie sich mit Freunden verabreden, um gemeinsam Sport zu treiben, denn Gruppenaktivitäten stärken die Motivation und sind mit deutlich mehr Spaß verbunden.
Außerdem hat Bewegung viele positive Folgen für den Körper. Sie fördert die Durchblutung, stärkt die Muskulatur und beeinflusst die Schmerzwahrnehmung positiv. Schon 30 Minuten moderate Aktivität pro Tag können einen spürbaren Unterschied machen – sowohl körperlich als auch emotional.
Ernährung und Entzündungsprozesse
Was wir essen, beeinflusst nicht nur unser Gewicht, sondern auch entzündliche Prozesse im Körper – und damit indirekt auch Schmerzen. Eine ausgewogene Ernährung mit viel Gemüse, gesunden Fetten (z. B. aus Fisch, Nüssen oder Olivenöl) und wenig Zucker kann sich positiv auf das Schmerzempfinden auswirken.
Bestimmte Nährstoffe wie Omega-3-Fettsäuren, Vitamin D und Antioxidantien gelten als besonders hilfreich – allerdings ist keine „Wunderpille“ dabei. Entscheidend ist die langfristige Umstellung, nicht der kurzfristige Effekt.
Auch hier ist es wichtig sich kleine Ziele zu setzen, damit Sie langfristig Erfolge erzielen. Beginnen Sie mit kleinen Umstellungen, z.B. essen Sie zu jedem Abendessen Salat, bauen Sie kleine Obstsnacks über den Tag verteilt ein, trinken Sie weniger zuckerhaltige Getränke, uvm.
Schaffen Sie es, solche gesunden Essgewohnheiten für mindestens 2 Monate in Ihren Alltag einzubauen, etablieren sie sich und es fällt Ihnen nicht mehr schwer sie zu befolgen. Langfristig werden Sie merken, dass Ihnen weitere Umstellungen weniger schwerfallen und einer langfristig ausgewogeneren Ernährung steht nichts mehr im Wege.
Schlaf und Schmerzverarbeitung
Schlafmangel erhöht die Schmerzempfindlichkeit. Wer schlecht schläft, empfindet Schmerzen stärker und hat weniger Energie für aktive Maßnahmen.
Deshalb lohnt sich eine gezielte Schlafhygiene: regelmäßige Schlafenszeiten, ein ruhiges Schlafzimmer, Verzicht auf Bildschirmlicht vor dem Schlafengehen.
Auch hier gilt: Kleine Veränderungen können große Wirkung zeigen.
Stressreduktion und ihre unterschätzte Wirkung
Chronischer Stress versetzt den Körper in einen dauerhaften Alarmzustand. Das Nervensystem ist überaktiv, die Muskulatur verspannt sich, die Schmerzschwelle sinkt. Entspannungstechniken wie Atemübungen, Meditation oder Achtsamkeitsübungen können helfen, aus dieser Spirale auszusteigen.
Stressbewältigung ist kein „Nice-to-have“, sondern eine entscheidende Ressource für ein schmerzfreieres Leben im Alter. Denn Schmerz führt dazu, dass unser Körper nicht zur Ruhe kommen und sich regenerieren kann. Fehlt diese Regeneration, können Überlastung und Schmerzen die Folge sein.
Deswegen ist Stressbewältigung ein zentrales Element für Heilung und Schmerzreduktion.
Wenn Sie über eine OP nachdenken: Was Sie vorher wissen sollten
Natürlich gibt es Situationen, in denen eine Operation medizinisch sinnvoll ist – etwa bei schweren Gelenkdeformierungen oder nach Unfällen. Doch oft wird zu früh zum Skalpell gegriffen.
Gerade bei chronischen Schmerzen lohnt sich der Versuch konservativer Maßnahmen. Denken Sie daran, dass viele Faktoren Schmerzen beeinflussen. Das bedeutet zum einen, dass Operation möglicherweise nur einen Teil verbessern können, aber viele weitere Faktoren wie Stress, Schlafmangel und Ernährungsverhalten werden dadurch nicht beeinflusst.
Zum anderen können Sie mithilfe eines ganzheitlichen Ansatzes Einfluss nehmen auf diese Faktoren und möglicherweise verbessern sich Ihre Beschwerden und Sie benötigen die Operation nicht mehr.
Bevor Sie sich für eine Knie- oder Hüft-OP entscheiden, sollten Sie sich immer folgende Fragen stellen:
- Habe ich alle nicht-operativen Möglichkeiten ausgeschöpft?
- Wie groß ist die Erfolgsaussicht?
- Welche Risiken sind mit dem Eingriff verbunden?
- Gibt es spezialisierte Schmerztherapeuten, die ich vorher aufsuchen kann?
Oft lässt sich mit einem ganzheitlichen Ansatz – wie meinem Konzept “Schmerz Pro” – bereits viel erreichen, ohne eine Operation durchführen zu lassen.
Fallbeispiele aus der Praxis
Fall 1: Frau B., 74 Jahre, chronische Knieschmerzen
Diagnose: Arthrose im rechten Knie. Empfehlung: Knie-TEP.
Maßnahmen: Bewegungstherapie, Gewichtsreduktion, Aufklärung über einen gesünderen Lebensstil
Ergebnis: Schmerzfreiheit im Alltag, keine OP notwendig.
Fall 2: Frau M., 68 Jahre, Rückenschmerzen seit Jahren
Diagnose: Bandscheibenvorwölbung, degenerative Veränderungen.
Maßnahmen: Aufbau der Rumpfmuskulatur, Schmerzaufklärung, Anleitung eines aktiveren Lebensstils
Ergebnis: Geringes Schmerzniveau, deutlich höhere Lebensqualität.
Fall 3: Frau K., 81 Jahre, Erhöhter Stresslevel und diffuse Rückenschmerzen
Diagnose: keine klare Ursache, psychosomatischer Verdacht.
Maßnahmen: Achtsamkeitstraining, Aufklärung über Zusammenhang zwischen Schmerzen und Stress, Anleitung leichte Mobilisationsübungen für den Rücken.
Ergebnis: deutlich geringeres Stressniveau, spürbar weniger Schmerzen.
Diese Beispiele zeigen: Schmerzlinderung ist kein Mythos, sondern oft eine Frage der richtigen Strategie.
FAQ: Die häufigsten Fragen rund um Schmerzen im Alter
Wann sollte ich mit Schmerzen zum Arzt?
Immer dann, wenn Schmerzen neu auftreten, sich verschlimmern oder länger als zwei Wochen bestehen bleiben.
Kann ich auch mit 75 Jahren noch etwas verändern?
Ja – und wie! Der Körper ist bis ins hohe Alter lernfähig bzw. er kann sich positiv verändern. Ein höheres Alter bedeutet nicht, dass der Körper sich nicht mehr verändern kann. Selbst in hohem Alter sind positive Veränderungen im Körper möglich. Entscheidend ist der Wille, etwas zu verändern.
Ist Arthrose immer schmerzhaft?
Nein. Viele Menschen haben arthrotische Veränderungen ohne Beschwerden. Schmerz hängt von vielen Faktoren ab – nicht nur vom Röntgenbild.
Was bringt mir Bewegung, wenn ich Schmerzen habe?
Gezielte, angepasste Bewegung kann Schmerzen lindern, Verspannungen lösen und die Mobilität erhalten.
Kann ich auf eine OP verzichten?
Das hängt vom Einzelfall ab. Aber viele Beschwerden lassen sich mit konservativen Maßnahmen deutlich verbessern.
Fazit: Alter ist keine Ausrede für Schmerzen
Schmerzen sind kein unausweichliches Schicksal – auch nicht im höheren Alter. Wer sich aktiv mit seinem Körper auseinandersetzt, kann viel bewirken.
Ich zeige mit meinem Konzept „Schmerz Pro“, dass ein Leben mit weniger Schmerz und mehr Lebensfreude in jedem Alter möglich ist.
Es braucht Mut zur Veränderung, eine ehrliche Bestandsaufnahme und den Glauben an die eigene Wirksamkeit. Aber der Weg lohnt sich – für mehr Lebensqualität, mehr Selbstbestimmung und mehr Vertrauen in den eigenen Körper.
Was Sie jetzt tun können
Wenn Sie mehr darüber erfahren möchten, wie Sie Schmerzen im Alter wirksam begegnen können, besuchen Sie jetzt meine Website: