
Mathias Etteldorf
Physiotherapeut und Schmerzspezialist (MSc)Chronische Schmerzen – Mehr als nur ein Symptom
Chronische Schmerzen unterscheiden sich grundlegend von akuten Schmerzen.
Während akuter Schmerz in der Regel eine direkte Reaktion auf eine Verletzung oder Erkrankung ist und nach der Heilung verschwindet, bleiben chronische Schmerzen oft über Monate oder Jahre bestehen – selbst wenn die ursprüngliche Ursache nicht mehr vorhanden ist. Der Körper hat eine sogenannte „Überempfindlichkeit“ entwickelt.
Wenn Schmerzen über lange Zeit bestehen, können sich Nerven empfindlicher werden und Signale auch dann weiterleiten, selbst wenn wir einen Reiz erfahren (z.B. leichter Druck) oder eine Bewegung durchführen, die normalerweise nicht schmerzhaft ist (z.B. Bücken, etwas vom Boden aufheben).
Dies führt dazu, dass Schmerzen selbst schon bei Bewegungen oder Haltungen auftreten, die normalerweise nicht Schmerzen verursachen und sie können sogar verstärkt wahrgenommen werden.
Wichtige Lebensstilfaktoren und ihr Einfluss auf Schmerzen
Schlaf – Die natürliche Regeneration für den Körper
Ein gesunder Schlaf ist essenziell für die Schmerzbewältigung. Während des Tiefschlafs regeneriert der Körper beschädigtes Gewebe, verarbeitet Schmerzsignale und reguliert Entzündungsprozesse.
Wer dauerhaft unter Schlafmangel leidet, gibt seinem Körper nicht genügend Zeit zur Erholung – ein Teufelskreis, der Schmerzen verstärken kann.
Schlechter Schlaf kann durch folgende Faktoren verursacht werden:
- Unregelmäßige Schlafzeiten – ein gestörter Schlafrhythmus kann die Qualität deines Schlafs reduzieren.
- Blaues Bildschirmlicht vor dem Zubettgehen – hemmt die Melatonin-Produktion und erschwert das Einschlafen.
- Alkohol und schweres Essen am Abend – stören die Tiefschlafphasen.
- Stress und Sorgen – halten das Gehirn in einem aktiven Zustand, sodass du schlechter abschalten kannst.
Bewegungsmangel – Warum dein Körper Bewegung braucht
Viele Menschen mit chronischen Schmerzen vermeiden Bewegung, weil sie Angst haben, die Schmerzen zu verschlimmern.
Doch zu wenig Aktivität kann dazu führen, dass Muskeln geschwächt werden, Gelenke steifer werden und Verspannungen zunehmen.
Regelmäßige Bewegung kann helfen:
- Die Durchblutung zu verbessern und Muskelverspannungen zu lösen.
- Die Stabilität und Beweglichkeit der Gelenke zu erhalten.
- Das Nervensystem positiv zu beeinflussen, indem Stresshormone reduziert und Endorphine freigesetzt werden.
Außerdem sind unsere Muskeln richtige Wunderheiler. Werden sie benutzt, z.B. durch ein moderates Ausdauertraining oder Kräftigungsübungen, setzen sie Hormone frei (Myokine), die im ganzen Körper wirken und einen positiven Einfluss haben auf Gefäßerkrankungen, verschiedene Krebsformen und sogar Demenz.
Die richtige Art der Bewegung ist entscheidend:
- Sanfte Bewegungen wie Spazierengehen, Schwimmen oder Radfahren sind oft gut verträglich.
- Gezieltes Krafttraining kann die Muskulatur verbessern und Schmerzen vorbeugen.
- Entspannungstechniken wie Yoga oder Qigong können helfen, die Körperwahrnehmung zu schulen und sie helfen dem Körper „herunterzufahren“, um so u.a. Heilungsprozesse im Körper anzustoßen.
Rauchen und Alkohol – Die versteckten Schmerzverstärker
Rauchen und Alkohol haben einen direkten Einfluss auf den Schmerzstoffwechsel.
- Rauchen verengt die Blutgefäße, reduziert die Sauerstoffversorgung der Gewebe und kann Entzündungen fördern.
- Alkohol kann kurzfristig entspannend wirken, stört aber den Schlaf und verstärkt langfristig Schmerzprozesse. Es kann eine Abhängigkeit entstehen und der Körper kann Entzugssymptome entwickeln, wenn nicht ausreichend Alkohol zugeführt wird.
Wenn du unter chronischen Schmerzen leidest, kann es helfen, das Rauchen zu reduzieren oder ganz aufzugeben.
Schon kleine Veränderungen, wie weniger Alkohol am Abend oder ein schrittweiser Rauchstopp, können positive Effekte auf dein Schmerzempfinden haben.
Ernährung – Wie deine Nahrung Entzündungen beeinflusst
Eine ungesunde Ernährung kann Entzündungen im Körper verstärken, was die Schmerzempfindlichkeit erhöhen kann.
Diese Lebensmittel sind oft problematisch:
- Zucker und Weißmehlprodukte – fördern Entzündungen und lassen den Blutzucker stark schwanken.
- Frittierte Speisen und verarbeitete Produkte – enthalten Transfette, die Entzündungsprozesse verstärken können.
- Übermäßiger Koffein- und Alkoholkonsum – kann den Stoffwechsel belasten und den Schlaf stören.
Lebensmittel mit positiven Effekten auf Schmerzen:
- Omega-3-Fettsäuren (z. B. Fisch, Leinöl, Walnüsse) können entzündungshemmend wirken.
- Frisches Gemüse und Beeren enthalten Antioxidantien, die freie Radikale neutralisieren.
- Magnesiumreiche Lebensmittel (z. B. Mandeln, Spinat) können die Muskelentspannung fördern.
Stress – Der unterschätzte Schmerztreiber
Chronischer Stress kann dazu führen, dass der Körper dauerhaft im Alarmmodus bleibt. Das führt zu einer erhöhten Ausschüttung von Cortisol, das Entzündungen begünstigen und die Schmerzempfindlichkeit steigern kann, da dem Körper durch die erhöhte Alarmbereitschaft die Regenerationsphasen fehlen.
Folgende Methoden können helfen, den Stress zu reduzieren:
- Atemübungen und Meditation – beruhigen das Nervensystem.
- Tägliche bewusste Pausen – können helfen, Stress abzubauen.
- Bewegung an der frischen Luft – fördert die Entspannung und hilft, Stresshormone abzubauen.
Schmerz Pro – Ein Beispiel für spezialisierte Schmerztherapie
Lebensstilfaktoren spielen eine entscheidende Rolle bei der Behandlung chronischer Schmerzen. Doch oft fällt es schwer, all diese Aspekte alleine zu verändern. Genau hier setzen spezialisierte Therapieangebote wie Schmerz Pro an.
Schmerz Pro verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz, der Bewegung, mentale Strategien und Lebensstilfaktoren kombiniert. Das Programm basiert auf wissenschaftlichen Erkenntnissen zur Schmerzbewältigung und kann individuell an die Bedürfnisse der Patient:innen angepasst werden.
Besonderheiten von Schmerz Pro:
- Individuelle Bewegungsprogramme, die auch bei chronischen Schmerzen praktikabel sind.
- Strategien zur Verbesserung der Schmerzbewältigung, die Stress und Anspannung reduzieren.
- Ein Fokus auf gesunde Lebensstilfaktoren, um die Regenerationsfähigkeit des Körpers zu unterstützen.
Solche spezialisierten Programme zeigen, wie gezielte Maßnahmen helfen können, nicht nur Symptome zu behandeln, sondern die Ursachen chronischer Schmerzen nachhaltig anzugehen.
Fazit – Warum Lebensstilfaktoren der Schlüssel sein können
Die Behandlung chronischer Schmerzen erfordert oft mehr als nur Medikamente oder einzelne Therapiesitzungen.
Dein Körper braucht die richtigen Voraussetzungen, um Schmerzen zu verarbeiten und sich zu regenerieren.
Indem du Bewegung, Schlaf, Ernährung und Stressbewältigung in den Fokus rückst, kannst du aktiv dazu beitragen, deine Schmerzen zu lindern.
Falls du mehr über Schmerz Pro und die Bedeutung von Lebensstilfaktoren in der Schmerztherapie erfahren möchtest, findest du hier weitere Informationen: