Stefan Hugo †
Arbeitssicherheit und GesundheitsschutzKlettersteige – Die Mischung macht für mich den Reiz
Im südlichen oder im alpinen Raum, in Österreich oder in der Schweiz sind Klettersteige sehr verbreitet, aber auch in Nord- und Mitteldeutschland nimmt die Anzahl angebotener Routen stetig zu.
Klettersteige sind eine Mischung aus Wanderweg und Klettern
Und genau diese Kombination genieße ich sehr. Denn es fordert meinen Körper und meine Konzentration, aber genauso sind diese Wege „für das Auge“ meist sehr ansprechend und abwechslungsreich und machen Lust darauf, die Umgebung und die Natur auf sich wirken zu lassen.
Klettersteige sind gesicherte Wege
Bei Klettersteigen handelt es sich um vorgegebene Routen, die im Regelfall gut bis sehr gut gesichert sind. Sicherung bedeutet, dass mindestens die Passagen, an denen ein Sturz gefährlich sein könnte, mit einem entlang des Weges gespannten Seil ausgestattet sind. Diese Seile sind nicht zum Festhalten gedacht, sondern damit du dich dort „einklinken“ und somit gegen einen Sturz sichern kannst.
Um dich in dem Seil einklinken zu können, trägst du auf einem Klettersteig einen Klettergurt, welcher mit zwei kurzen Schlingen mit jeweils einem Karabiner ausgestattet ist, so dass du immer mit einer Schlinge sicher am Felsen bleibst.
Ist Klettersteig gleich Klettersteig?
Sicher ist dir klar, dass dem wohl nicht so ist.
Die Art des Weges kann stärker zum Wandern oder zum Klettern pendeln, je nach Schwierigkeitsgrad des Steiges. Es gibt Steige, die ich unproblematisch mit jüngeren Kindern und untrainierten Erwachsenen gemacht habe und solche, wie zum Beispiel den „Johann Klettersteig“ am Dachstein, der über Stunden nahezu senkrecht in die Höhe geht und in der prallen Sonne liegt.
Zudem spielt nicht nur der Klettersteig an sich eine Rolle, sondern auch die Zugänglichkeit des Steiges. Denn musst du, um den Einstieg zu erreichen, vorher noch eine 2-stündige Wanderung zurückgelegt haben, ist ein Teil deiner Energie bereits aufgebraucht.
Drei Aspekte bestimmen für mich den Schwierigkeitsgrad der Klettersteige
Bei der Routenplanung ist es in meinen Augen wichtig, drei Aspekte zu beachten:
- Kondition
- Kraft
- Psyche
Denn Klettersteig-Routen stellen Anforderungen an die körperliche Fitness, z.B. aufgrund von schwierigen Stellen (Kraft) oder auch einer entsprechend langen Aufstiegs- oder Tourenzeit (Kondition). Dazu ist es außerdem wichtig, sich in den Klettersteigbüchern vor der Tour durch die Beschreibungen ein Bild zu machen.
Jetzt gibt es allerdings auch Routen, die körperlich relativ einfach zu bewältigen sind, aber durch ihre Lage oder dem Wegverlauf ein kribbelndes Gefühl provozieren. Das kann sehr unterschiedlich empfunden werden. Für die eine Person sind Passagen, die gut gesichert aber 600 m freien Fall ermöglichen, spannend und „das Salz in der Suppe“, für die andere Person bedeutet es einfach Angst. Auch dieser Aspekt ist im Vorfeld mit einzubeziehen.
Für mich ist es wichtig, realistisch zu beurteilen, ob die gewählte Route der richtige Klettersteig für mich ist und wenn ich Personen auf eine Tour mitnehme, ebenso auch für jeden einzelnen der Teilnehmer. Hier darf es nicht so sein, dass durch den Ehrgeiz die eigenen Fähigkeiten und schon gar nicht die der anderen Teilnehmender überschätzt werden. Denn das kann nicht nur langfristig den Spaß an der Sache verderben, sondern auch gefährlich werden.
Gute Klettersteigführer (Bücher) berücksichtigen bei der Tourenbeschreibung auch den psychischen Aspekt und klassifizieren die Klettersteige damit sehr gut, so dass du keine Überraschung während der Tour erleben solltest.
Die Tourenzeit hängt auch von deinen Zielen ab
Zeitangaben, welche du zu den beschriebenen Routen findest, sind realistisch für die meisten Leute und versprechen eine genussvolle Tour.
Ich ging einmal einen Klettersteig, welcher mit 2 Stunden angegeben war innerhalb von 30 Minuten. Danach war ich vollkommen fertig und das Einzige was ich erreicht hatte war, dass ich den Steig geschafft hatte. Das war in diesem Fall mein Ziel, aber genauer betrachtet ist es kein passendes Ziel.
Ich bin diesen Steig später mehrmals mit unterschiedlichen Personen gegangen. Jedes Mal waren wir mindestens 2 Stunden unterwegs. Und in der Zeit haben wir uns die großartige Landschaft angeschaut, uns unterhalten und hatten Spaß miteinander. Ich verbringe gerne die Zeit auf den eindrucksvollen Wegen der Klettersteige, dementsprechend gehört für mich dort auch kein Zeitdruck hin.
Hier ist der Spruch „Der Weg ist das Ziel“ absolut passend.
Du würdest das Klettersteiggehen gerne ausprobieren? Meine Tipps zum Einstieg
Wenn du dich ohne professionelle Begleitung an einen Klettersteig herantasten möchtest, dann würde ich dir empfehlen, mit wirklich sehr leichten Touren zu beginnen und diese außerdem nicht ganz allein, sondern mindestens mit einer zweiten Person zu starten.
Wie vorher schon erwähnt besteht deine Sicherung aus deinem Klettergurt und den Sicherungsschlingen. Solltest du einmal in den Klettergurt fallen, so ist es natürlich wichtig, dass du weißt, wie du wieder an die ursprüngliche Kletterstelle zurückkommst. Hier kann dir eine zweite Person helfen.
Eine kurze Einführung in den Gebrauch der Ausrüstung zeigt auch der Östereichische Alpenverein in diesem Video.
Besser ist natürlich, wenn du dir genau dieses Szenario vom Profi zeigen lässt. Hilfe bekommst du hier bei den Stellen des DAV (Deutscher Alpenverein) oder in den Kletterzentren.
Der DAV weist noch mal auf die zu beachtenden Themen rund um das Thema Klettersteige hin und gibt dir die Möglichkeit zum Klettersteiggehen lernen die Sektion in deiner Nähe zu finden.
Auch können geführte Touren am Anfang genau das Richtige sein. Denn dann bist du in einer Gruppe unterwegs und der Guide ist für alle Fragen oder Unterstützungen ansprechbar.
Für die Klettersteige brauchst du eine Ausrüstung
Wichtig ist nicht nur das entsprechende Material zu besitzen, sondern sich auch damit auszukennen. Du benötigst einen Helm, einen Klettergurt und einen Bandfalldämpfer mit den Karabinern. Du kannst dir das Handling der Ausrüstung entweder in einem Fachgeschäft, oder aber in den entsprechenden Anlaufstellen, wie z.B. den Kletterzentren erklären lassen.
Außerdem ist bequeme Kleidung für die eher kletterintensiven Stellen hilfreich und natürlich der Jahreszeit angepasste Oberbekleidung. Klettersteige begehst du in Wanderschuhen und benötigst nicht wie beim Klettern die speziellen Kletterschuhe.
Für längere Ausflüge ist es selbstverständlich, etwas zu Essen und zu Trinken mitzunehmen, sowie für lange Touren eine dünne Regenjacke und Sonnencreme mit dem entsprechenden Lichtschutzfaktor.