Iris Wassermann
Krankenschwester, Pflegedienstleitung & Diplomkauffrau (FH)Warum Tiere in der Tagespflege eine Bereicherung sind
Viele ältere Menschen fühlen sich in der Tagespflege gut betreut, doch häufig fehlt das gewisse Etwas, das den Alltag auflockert.
Hier kommen Tiere ins Spiel: Sie bringen nicht nur Abwechslung, sondern auch eine ganz besondere Form von Zuneigung mit.
Tierischer Trostspender: Die Anwesenheit von Tieren schenkt Wärme und Vertrautheit, etwas, das viele Senior:innen vermissen. Egal, ob ein Hund, der freudig den Raum betritt, oder ein leises Schnurren einer Katze – Tiere vermitteln ein Gefühl von Geborgenheit.
Interaktion, die verbindet: Streicheln, Füttern oder Spielen mit einem Tier fördern nicht nur motorische Fähigkeiten, sondern auch die soziale Interaktion in der Tagespflege. Selbst Menschen, die sonst zurückhaltend sind, öffnen sich oft in der Nähe eines Tieres.
Die Wissenschaft dahinter: Wie Tiere auf Menschen wirken
Dass Tiere gut für uns sind, ist längst kein Geheimnis mehr. Wissenschaftliche Studien bestätigen, wie positiv sie auf die Gesundheit wirken.
Weniger Stress: Die Anwesenheit eines Tieres kann den Cortisolspiegel – unser Stresshormon – senken. Gleichzeitig wird die Ausschüttung von Oxytocin, dem sogenannten „Kuschelhormon“, gefördert.
Ein aktiver Geist: Schon das Beobachten von Tieren kann die geistige Aktivität anregen und Erinnerungen wachrufen. Viele ältere Menschen erzählen von eigenen Haustieren aus der Vergangenheit, wenn sie Zeit mit Tieren verbringen.
Gesundheit fördern: Tiere haben auch einen positiven Effekt auf den Körper. Regelmäßiger Kontakt mit einem Hund oder einer Katze kann den Blutdruck senken und die Herzgesundheit verbessern.
Welche Tiere eignen sich besonders?
Nicht jedes Tier ist für den Einsatz in der Tagespflege geeignet, doch einige haben sich besonders bewährt:
Hunde: Treue Begleiter, die sich oft besonders gut als Therapiehunde eignen. Sie sind freundlich, anpassungsfähig und lieben die Interaktion mit Menschen.
Katzen: Für ruhigere Momente sind Katzen ideal. Ihr Schnurren wirkt beruhigend und hilft oft sogar bei der Linderung von Schmerzen.
Kleintiere: Meerschweinchen, Kaninchen oder sogar Vögel bringen Freude und sind leicht zu pflegen. Besonders bei Menschen, die Angst vor größeren Tieren haben, sind sie eine schöne Alternative.
Wichtig ist, dass die Tiere gut sozialisiert und an Menschen gewöhnt sind. Ihre Pflege und ihr Wohlbefinden sollten immer im Fokus stehen.
Geschichten, die berühren: Erfolgreiche Einsätze
Nichts zeigt die Kraft von Tieren besser als echte Geschichten, in denen sie das Leben von Menschen verändert haben. Hier sind einige inspirierende Beispiele aus der Praxis:
Ein Hund namens Ben – der Eisbrecher
In einer Tagespflege in Hamburg wurde Ben, ein gutmütiger Golden Retriever, regelmäßig eingesetzt.
Herr Krüger, ein ehemaliger Lehrer, zog sich oft zurück und sprach kaum. Doch Ben schaffte das, was keinem Menschen gelang: Mit seinem wedelnden Schwanz und sanften Augen brachte er Herrn Krüger dazu, ihm ein Leckerli zu geben.
Schon bald folgten kurze Gespräche mit den anderen Tagesgästen über die Hunderasse, und nach wenigen Wochen war Herr Krüger viel offener und lachte wieder häufiger.
Die sanfte Kraft der Katze Mia
Im Süden Deutschlands wird die Katze Mia regelmäßig in einer Tagespflegeeinrichtung für Demenzpatient:innen eingesetzt.
Frau Lenz, die sonst unruhig umherlief und sich kaum auf eine Aktivität konzentrieren konnte, blieb minutenlang still, als Mia sich auf ihren Schoß legte. Das leise Schnurren der Katze schien Frau Lenz zu beruhigen, und sie konnte für diese Zeit entspannen.
Auch die Pfleger:innen bemerkten, dass Mia’s Besuch die Atmosphäre im Raum insgesamt positiv beeinflusste.
Meerschweinchen als Brücke zur Kindheit
Für einige ältere Menschen sind Kleintiere wie Meerschweinchen eine Erinnerung an ihre Jugend.
Herr Mayer, ein Gast einer Tagespflege in München, erzählte beim ersten Kontakt mit den Tieren lebhaft von seinem eigenen Garten und den Tieren, die er früher hielt. Solche Erinnerungen können eine starke Verbindung zur eigenen Lebensgeschichte schaffen und für eine positive Stimmung sorgen.
Was wir daraus lernen: Die Effekte von Tieren sind oft so individuell wie die Menschen selbst. Sie schenken jedem auf ihre Weise ein Stück Lebensfreude – sei es durch Nähe, ein Schnurren oder einen witzigen Moment.
Was es braucht, um Tiere in die Tagespflege zu integrieren
Damit die Integration von Tieren gelingt, sind einige organisatorische Aspekte zu beachten:
Hygiene und Allergien: Tiere müssen gesund und sauber sein, und es sollte sichergestellt werden, dass niemand in der Gruppe auf Tierhaare allergisch reagiert.
Auswahl der Tiere: Nur gut ausgebildete Tiere, wie Therapiehunde, oder solche mit einem ruhigen Wesen sollten eingesetzt werden.
Tierschutz beachten: Die Tiere müssen ausreichend Pausen bekommen und dürfen nicht überfordert werden.
Ein gut durchdachtes Konzept stellt sicher, dass sowohl die Tiere als auch die Menschen von der Interaktion profitieren.
FAQ: Häufige Fragen über Tiere in der Tagespflege
Müssen die Tiere speziell ausgebildet sein?
Nicht immer, aber eine Ausbildung, wie sie Therapiehunde durchlaufen, kann hilfreich sein. Vor allem sollten die Tiere an den Umgang mit Menschen gewöhnt sein.
Was, wenn jemand Angst vor Tieren hat?
Das muss respektiert werden. In solchen Fällen können kleinere Tiere, die nicht aufdringlich sind, eine gute Lösung sein.
Wie oft sollten Tiere eingesetzt werden?
Hier kommt es auf die Bedürfnisse der Tagesgäste an. Ein- bis zweimal pro Woche reicht oft schon aus, um positive Effekte zu erzielen.
Fazit: Ein kleines Wunder für Körper und Seele
Tiere in der Tagespflege sind weit mehr als nur eine nette Abwechslung – sie sind wahre Helfer für das Wohlbefinden.
Von besserer Stimmung bis zu gesundheitlichen Vorteilen bieten sie eine Fülle von positiven Effekten.
Wer einmal gesehen hat, wie die Augen eines Seniors bei der Ankunft eines Tieres aufleuchten, weiß, wie wertvoll diese Begegnungen sind.
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