
Steffen Vogelmann
Heilpraktiker und PhysiotherapeutWarum du Progesteron kennen solltest
Progesteron ist weit mehr als nur ein Hormon zur Aufrechterhaltung einer Schwangerschaft. Es wird in der Lutealphase – also der zweiten Zyklushälfte – vom Gelbkörper gebildet und sorgt in dieser Zeit für eine innere Ruhe, eine gesunde Schlafarchitektur, emotionale Stabilität und eine geregelte Funktion von Schilddrüse und Darm.
Sinkt der Spiegel ab – oder überwiegt Östrogen –, gerät dieses feine Gleichgewicht ins Wanken. Und genau dann treten häufig die typischen Symptome auf, die viele Frauen zwischen 25 und 45 Jahren gut kennen:
- Du fühlst dich müde, obwohl du geschlafen hast.
- Deine Haare werden dünner oder fallen vermehrt aus.
- Du hast einen aufgeblähten Bauch, vor allem kurz vor der Periode.
- PMS trifft dich jeden Monat mit voller Wucht.
- Du hast Zyklusunregelmäßigkeiten oder leidest unter Kinderwunsch.
Klingt vertraut? Dann lohnt sich ein tiefer Blick auf dein Progesteronprofil.
Was passiert bei Progesteron-Mangel / Östrogen-Dominanz?
Ein zu niedriger Progesteronspiegel hat weitreichende Folgen – insbesondere, wenn das Verhältnis zum Östrogen aus dem Gleichgewicht gerät.
Diese sogenannte Östrogendominanz ist einer der Haupttreiber vieler Beschwerden im weiblichen Hormonhaushalt.
Typische Auswirkungen bei Progesteron-Mangel:
- Weniger Energie und Stimmungsschwankungen: Progesteron wird auch in neuroaktive Substanzen wie Allopregnanolon umgewandelt, die beruhigend auf das zentrale Nervensystem wirken. Ist davon zu wenig vorhanden, schläfst du schlechter, reagierst gereizter und kannst Stress schlechter verarbeiten.
- Wassereinlagerungen & Gewichtszunahme: Progesteron wirkt regulierend auf das Hormonsystem rund um Aldosteron – ein Hormon, das den Wasserhaushalt beeinflusst. Bei Mangel steigt die Neigung zu Einlagerungen und Gewichtszunahme in der Lutealphase.
- Brustspannen und empfindliches Brustgewebe: Östrogen wirkt ohne das „Gegengewicht“ von Progesteron besonders stark auf das Brustgewebe – es kommt zu Spannungen und Schmerzen.
- Verkürzte Zyklen & Zwischenblutungen: Ohne ausreichend Progesteron schrumpft die Lutealphase, also die Zeit vom Eisprung bis zur Menstruation. Kinderwunsch-Probleme oder häufige Zwischenblutungen sind typische Folgen.
Schilddrüse & Autoimmunität – der heimliche Game-Changer
Die Bedeutung von Progesteron für die Schilddrüse wird in der Schulmedizin oft unterschätzt. Dabei zeigt die Forschung immer klarer, wie wichtig dieses Hormon gerade bei autoimmunen Schilddrüsenerkrankungen wie Hashimoto ist.
Was Progesteron mit deiner Schilddrüse macht:
- Immunmodulation: Progesteron beeinflusst das Gleichgewicht der T-Helferzellen (TH1 vs. TH2) im Immunsystem. Bei Autoimmunerkrankungen wie Hashimoto, die oft von einer TH1-Dominanz geprägt sind, kann Progesteron eine antientzündliche Wirkung entfalten, indem es TH2 fördert.
- Weniger Schwankungen, mehr Stabilität: Viele Frauen berichten über eine deutlich stabilere Energie, Stimmung und Verdauung, wenn der Progesteronspiegel ausgeglichen ist.
- Verbesserte T3/T4-Verfügbarkeit: Studien zeigen, dass Progesteron die Konversion von T4 in das aktive T3 fördern kann. Dadurch wird ein latenter Schilddrüsenmangel manchmal kompensiert – ein Faktor, den du unbedingt bei der Interpretation deiner Blutwerte mit einbeziehen solltest.
Deshalb prüfe ich in meiner Praxis immer beides: Schilddrüse und Eierstockfunktion.
Progesteron & Darm – warum du kurz vor der Periode öfter „puffy“ bist
Progesteron wirkt entspannend – nicht nur auf die Gebärmutter, sondern auf alle glatten Muskelzellen, also auch im Magen-Darm-Trakt.
Das kann kurz vor der Periode spürbare Auswirkungen haben:
- Verlangsamte Verdauung: Wenn die Peristaltik, also die Darmbewegung, reduziert ist, sammeln sich Gase. Der Bauch wird hart, spannt und fühlt sich aufgebläht an.
- Reflux & Verstopfung: Auch die Magenentleerung kann verzögert sein, was Sodbrennen oder trägen Stuhlgang zur Folge hat – vor allem in der Lutealphase.
Wenn du solche Symptome regelmäßig nur in der zweiten Zyklushälfte beobachtest, lohnt sich ein Hormoncheck deutlich mehr als ein weiteres Probiotikum.
So testest du richtig
Ein Progesterontest bringt nur dann verwertbare Ergebnisse, wenn er richtig durchgeführt wird. Und das bedeutet:
Zum richtigen Zeitpunkt im Zyklus!
- Serumtest an Zyklustag 19–23 (bei regelmäßigem 28-Tage-Zyklus)
- E2:P-Ratio immer mitbestimmen – Östrogendominanz erkennt man am Verhältnis, nicht an Einzelwerten
- Unregelmäßiger Zyklus? Dann den Test 5–7 Tage nach gesichertem Eisprung machen (z. B. mit Ovulationstest + Temperaturmessung)
- Speichel- oder DUTCH-Test sind ergänzend sinnvoll, vor allem wenn du ein 24-Stunden-Hormonprofil brauchst – aber bitte nur in validierten Labors!
Natürlich mehr Progesteron – Lifestyle & Ernährung
Dein Körper kann Progesteron nicht aus dem Nichts produzieren – er braucht die richtigen Bausteine. Diese findest du in der richtigen Ernährung und im bewussten Lebensstil:
- Cholesterin als Basis: Ohne Fett kein Hormon! Gesunde Fette (z. B. Avocado, Olivenöl, Eigelb) sind essenziell.
- Nährstoff-Trias: Vitamin B6, Magnesium und Vitamin C sind unverzichtbar für die Progesteronproduktion.
- Stressmanagement: Hoher Cortisolspiegel „klaut“ die Vorstufen von Progesteron. Sanftes Krafttraining, Atemübungen und 7–9 Stunden Schlaf pro Nacht helfen massiv.
- Alkohol und spätes Essen reduzieren: Beides belastet die Leber – und die braucht es, um überschüssiges Östrogen abzubauen.
Supplemente & Therapie – Safety first
In meiner Praxis arbeite ich mit natürlichen wie auch medikamentösen Optionen – aber immer individuell und nie pauschal.
- Mikronisiertes Progesteron (rezeptpflichtig): Wird bei Bedarf vaginal oder oral gegeben – nach Laborkontrolle und Zyklusauswertung.
- Pflanzliche Optionen: Mönchspfeffer kann hilfreich sein, wenn dein LH zu niedrig ist. Aber Achtung: Bei Hashimoto oder sehr unregelmäßigem Zyklus kann er auch kontraproduktiv wirken.
- Wechselwirkungen beachten: Vor allem mit SSRI, Schilddrüsenhormonen oder anderen hormonellen Therapien – sprich jede Änderung mit einem erfahrenen Therapeuten ab.
Drei Schritte für diese Woche
Du willst erste Veränderungen starten? Dann fang klein an – und beobachte, was passiert:
- Symptom-Tagebuch starten: Notiere täglich deine Energie, Stimmung, Verdauung und Schlafqualität.
- Protein zu jeder Mahlzeit + Tageslicht: Dein Körper braucht Rohstoffe und Rhythmus!
- Zyklus tracken: Nutze Apps oder manuelle Methoden, um Eisprung und Lutealphase genau zu beobachten.
Schon nach einem Zyklus wirst du Veränderungen merken – wenn du dranbleibst.
FAQ – Häufige Fragen rund um Progesteron & Schilddrüse
Kann ich einfach Progesteron nehmen?
Nein – nur nach Hormoncheck und unter therapeutischer Begleitung. Progesteron ist kein Nahrungsergänzungsmittel.
Was tun bei unregelmäßigem Zyklus?
Teste 5–7 Tage nach dem Eisprung – wenn nötig mit doppelter Kontrolle durch Ovulationstest und Basaltemperatur.
Muss ich bei Hashimoto immer auch die Eierstöcke anschauen?
Unbedingt. Schilddrüse und Eierstöcke sind hormonell eng verknüpft. Eine einseitige Therapie greift oft zu kurz.
Fazit: Progesteron – das unterschätzte Hormon mit großem Potenzial
Progesteron ist mehr als ein Fruchtbarkeitshormon – es ist ein stiller Regisseur für Energie, Haut, Haare, Darm, Stimmung und Schilddrüse. Wenn du trotz aller Maßnahmen nicht vorankommst, lohnt sich ein gezielter Blick auf dein Lutealprofil.
Die richtige Balance kann den Unterschied machen – gerade bei Autoimmunerkrankungen wie Hashimoto.
Nächste Schritte: Besuche unsere Seite
Wenn du mehr über die Zusammenhänge von Progesteron, Schilddrüse und ganzheitlicher Therapie erfahren möchtest, findest du auf unserer Insta-Seite vertiefende Inhalte, Fallbeispiele und Informationen zu unserem Hormonprogramm.
👉 Hier kannst du direkt ein kostenloses Erstgespräch mit mir buchen: